Schon der Versorgungssicherheit wegen ist Nord Stream 2 notwendig

Wem gehört Nord Stream
 
2?

Wie die Pipeline Nord Stream 1, die seit 2012 in Betrieb ist, gehört Nord Stream 2 mehrheitlich dem russischen Unternehmen Gazprom. Seit Beginn waren fünf westeuropäische Firmen als Geldgeber mit knapp 50 Prozent daran beteiligt, Wintershall (D), Uniper (D), Engie (F), OMV (A) und Shell (NL). Die Verlegung kostet rund 9 Milliarden Euro, alle dafür notwendigen internationalen und nationalen Genehmigungen liegen vor. Der Bau wurde Ende 2019 unterbrochen, weil sich die Schweizer Firma, die das Verlegerschiff stellte, den Drohungen aus den USA gebeugt hatte und aus dem Projekt ausstieg.

Warum ist Nord Stream 2 ein Politikum?

Nord Stream 2 stört die USA, weil sie einen neuen Markt für ihr Flüssiggas gewinnen wollen. Da ihr durch Fracking gewonnene Flüssiggas deutlich teurer ist als das herkömmliche Erdgas aus Russland, möchten die USA diese Konkurrenz verdrängen. Daher bedrohen sie alle, die an dem Projekt beteiligt sind, mit Sanktionen und verhängten eine solche Maßnahme erstmals im März 2021 gegen den russischen Eigner des Verlegerschiffs „Fortuna“. Sie argumentieren aber ganz anders, nämlich dass Westeuropa durch Nordstream2 bei der Versorgung mit Erdgas von Russland abhängig würde.

Die Ukraine und Polen sind ebenfalls gegen die Pipeline, allerdings aus ganz anderen Gründen. Weil Nord Stream 2 durch internationale Gewässer führt, können sie am Transport des Gases nach Westen nichts verdienen. Auch einige westeuropäische Staaten sind gegen die Pipeline: Man möchte offenbar nicht, dass das Erdgas über Deutschland geleitet wird. So schiebt Frankreich Rechtsverletzungen Russlands im Falle Nawalny vor und fordert kurz vor Vollendung das immerhin rein privatwirtschaftliche Projekt zu beenden. Einen Baustopp gefordert hat am 22. Januar 2021 mehrheitlich sogar das EU-Parlament, ebenfalls begründet mit Verletzungen der Menschenrechte.

Wie weit ist die Pipeline (Stand März 2021) schon fertig?

Zum Zeitpunkt Heute fehlen noch 110 km auf dänischem und 28 km auf deutschem Gebiet, das ist die Strecke von Höhe Bornholm bis vor die deutsche Küste, bei einer Gesamtlänge von 1234 km von der Küste Russlands bei Ust-Luga bis Nähe Greifswald. Am 25. Januar 2021 hat ein russisches Schiff, die „Fortuna“, die Verlegung wieder aufgenommen, sie schafft etwas weniger als einen Kilometer pro Tag. Ein weiteres russisches Schiff, die „Akademik Tscherski“ ist zurzeit in Erprobung und soll im Laufe des Jahres die „Fortuna“ unterstützen. Gazprom und die Schiffeigner haben bekräftigt, dass sie das Projekt trotz Sanktionen und Behinderungen zu Ende führen werden.

Was man an technischen Daten wissen sollte

Die Pipeline hat eine Gesamtlänge von 1234 km, auf der russischen Seite wird das Gas mit 220 bar hineingepresst. Dieser Druck reicht aus, um das Gas in Richtung Westen bis zum Austrittspunkt bei Lubmin fließen zu lassen. An Planung und Bau waren insgesamt mehr als 1000 Firmen aus 25 Ländern beteiligt. Wie Nordstream1 besteht die Pipeline Nordstream2 aus zwei Strängen von hintereinander verschweißten Stahlrohren. Jedes Rohr ist 12 m lang und hat ein Gewicht von 24 t, insgesamt rund 200.000 Einzelrohre sind erforderlich. Sie haben einen Innendurchmesser von 1,15 m, die Wand ist bis zu 41 mm stark. Nach dem Verschweißen auf Deck des Verlegerschiffs erhält die Pipeline eine Außenbeschichtung gegen Korrosion und einen schweren Mantel aus Beton, damit sie sicher auf dem Meeresboden liegt. Innen wird sie poliert, um die Reibung beim Strömen des Gases gering zu halten. Über eine lange Rampe wird sie dann auf den Meeresboden abgesenkt.

Im Jahr 2019 (neuere Zahlen gibt es bisher nicht) lieferte Russland 199 Milliarden (10 hoch 9) Kubikmeter Erdgas an die Staaten der EU, das sind etwa 6% des Primär-Energiebedarfs. Hauptabnehmer sind Großbritannien mit 59 Milliarden, Deutschland mit 45 Milliarden und Italien mit 22 Milliarden Kubikmeter Gas. Der Preis für 1000 Kubikmeter Gas betrug im Mittel 188,2 Euro. Über die Pipeline durch die Ukraine flossen dabei 87 Milliarden Kubikmeter Gas, über Nord Stream 1 deutlich weniger, nämlich 55,3 Milliarden Kubikmeter. Diese Transportkapazität hat auch das Zwillingsrohr von Nord Stream 2, es kann rund 26 Millionen Haushalte mit Gas versorgen.

Die Importe aus Russland stellen rund eine Drittel der Gasimporte Deutschlands dar, aus Norwegen kommen rund 25 % und aus den Niederlanden knapp 20%, den Rest deckt Deutschland aus eigenen Quellen, vornehmlich in Norddeutschland. Die Vorkommen in Norwegen und den Niederlanden werden sich in den nächsten Jahrzehnten dem Ende nähern. Russland verfügt gesichert über 4,9 Billionen (10 hoch 12) Kubikmeter Erdgas.

Was die AfD unterstützen sollte

Eine Erdgasleitung von 1200 km kann technische Probleme haben, auch wenn auf der ganzen Länge keine zusätzlichen Pumpen notwendig sind. Da sie auf dem Meeresgrund liegt, kann eine Reparatur zeitaufwendig und schwierig sein. Eine zweite Leitung neben Nord Stream 1, nämlich Nord Stream 2, trägt daher zur Versorgungssicherheit bei. Der Ausfall eines Doppelrohrs bedeutet dann nicht den totalen Ausfall der Gasbelieferung. Wenn man bedenkt, dass Deutschland bei der Energieversorgung weitgehend von Lieferungen aus dem Ausland abhängig ist, wäre es unverantwortlich, auf eine Doppelauslegung zu verzichten.

Eine solche Sicherheit fordert die AfD außer für Nordstream auch für alle anderen Teile der Energieversorgung, darunter die Elektrizitätswerke mit ihren Starkstromleitungen und Umspannwerken, die Versorgung mit Erdöl oder die Biogaswerke.

Wenn in Deutschland Kohle und Kernenergie tatsächlich zur Stromerzeugung verboten werden sollten, werden ohnehin nur noch die bisher wenigen Gaskraftwerke die Grundlast absichern müssen. Ein Grund mehr, die Erdgasleitungen doppelt auszulegen, damit Erdgas immer zu Verfügung steht. Wenn auch noch die Diesel- und Otto-Motoren verboten werden, wird wegen der Elektroautos der Strombedarf etwa auf das Doppelte steigen. Grundlastfähig sind weiterhin nur die Gaskraftwerke, sie werden in großer Menge neu gebaut werden müssen. Deutschland wird daher wesentlich mehr Erdgas benötigen. Ob Windkraftwerke und Solarzellen Strom liefern, hängt von Wetter und Tageszeit ab, sie sind für eine sichere Stromversorgung ungeeignet. Ein Industrieland wie Deutschland kann sich aber keine unsichere Stromversorgung leisten.

Es ist völlig irrational, dass jetzt die Grünen alle diese Techniken verbieten wollen und dann auch noch Nord Stream 2 bekämpfen. Auch dass die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Naturschutzbund Deutschland gegen den Bau der restlichen Kilometer auf deutschem Boden klagen wollen, nachdem schon ihr Widerspruch im Januar vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie abgewiesen worden war, kann man nur als Schikane werten, um die Fertigstellung zu verzögern.

Die AfD hat „ganz normal“ die Bedürfnisse der Bürger und der Industrie in den Mittelpunkt ihrer Politik zu stellen und sich für eine sichere Versorgung mit Energie und Elektrizität in Deutschland einzusetzen. Da haben auch die USA Deutschland nicht hineinzureden.

Autor: LFA 10, Landesfachausschuss für Energiepolitik, Klimawandel und Digitalisierung

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