Ein historischer Rückblick von Volker Schnurrbusch
Heute, am 15. Juni, öffnet Dänemark seine Grenzen wieder für deutsche Urlauber. Vor genau 100 Jahren brachte diese Grenze große Verwerfungen mit sich.
Unter der Ägide des Völkerbundes waren im Februar und März 1920 zwei Volksabstimmungen durchgeführt worden. Die erste – in Nordschleswig – benachteiligte die deutsche Bevölkerung, indem die Abstimmungsbezirke so zugeschnitten wurden, daß sich überall eine dänische Mehrheit ergab. Dadurch blieb unberücksichtigt, daß viele Städte im Abstimmungsgebiet an Dänemark fielen, obwohl dort die Deutschen deutlich in der Mehrheit waren, u. a. Apenrade, Sonderburg und Tondern. So kam es, daß dort die Nordschleswiger nach dem 15. Juni – dem Tag der Abtretung an Dänemark – nicht mehr im Deutschen Reich lebten.
Es dauerte Generationen, bis diese Ungerechtigkeit nicht mehr schmerzte. Heute gilt das deutsch-dänische Grenzland als Musterbeispiel für gute Nachbarschaft mit zahlreichen Verbindungslinien nach hüben und drüben. Der Bund der Deutschen in Nordschleswig (BDN) sorgt dafür, daß die deutsche Minderheit ihre eigene Kultur leben kann, indem er Kindergärten und Schulen betreibt, den Erwerb der deutschen Sprache fördert und Volksfeste organisiert.
Wenn in diesem Jahr der 100. Jahrestag der Grenzverschiebung begangen wird und die Dänen „Wiedervereinigung“ feiern, sollte nicht vergessen werden, daß für Tausende von Deutschen die neue Grenze für lange Zeit ein Symbol von Willkür und Fremdherrschaft darstellte.