Von Hasso Füsslein, 21.12.2020
Die Masse ist manipulierbar. „Aber ich doch nicht!“, ruft Paul, der seinen (zurückhaltend versteht sich) Afd-sympathisierenden Sportfreund gerade mit der „wissenschaftlich bewiesenen“ (!) Gleichung „AfD = Corona-Leugner= Hotspot-Verursacher“ konfrontiert hat. Beweise? Bitteschön:
hier und hier und hier. „Ich bilde mir mein Urteil auf Faktenbasis!“ entquillt es der stolzen Brust von Paul. Der AfD-Freund ist sichtlich deprimiert. Hat Paul vielleicht recht, fragt er sich, und es geht ihm durch den Kopf, dass beim letzten Stammtisch aus diesem gährigen Haufen eine Einzel-Meinung geäussert wurde, wo er sich fragte, wo bin ich hier eigentlich?
Aber die typische Renitenz dieser Rechten (wer hält schon jahrelange Anfeindungen aus, ohne dafür bezahlt zu werden?) führt zu einer eigenen Recherche, und siehe da! Es gibt auch noch andere „Fakten“: Wie Medien die Mär von der AfD als Pandemietreiber treiben. Alexander Wendt zieht das Resümee: „Die Praxis, eine bestimmte Bevölkerungsgruppe für eine epidemische Erkrankung verantwortlich oder mitverantwortlich zu machen, existiert seit vielen Jahrhunderten. Sie gehört zum klassischen Feld der Verschwörungstheorien: Andeuten, Raunen, Korrelation und Kausalität durcheinanderwerfen, Feindbilder bedienen. Dass die FAZ sich daran beteiligt, markiert einen neuen Tiefpunkt des Blattes.“
Paul also wird sich demnächst anhören müssen, auch ein Pandemieverbreiter zu sein („Wie die CDU in Sachsen zur Ausbreitung des Coronavirus beiträgt. (Ironie off) Quelle hier
Aber es ist nicht nur der politisch-mediale Komplex. In diesem Zusammenhang fällt immer wieder die mit 1,5 Mrd. regierungsfinanzierte Amadeu-Antonio-Stiftung auf. Hier werden die „Fakten“ produziert und geglaubt – trotz nachweisbarer Falschbehauptungen.
II
„Polarisiert und unversöhnt: Wie gespalten ist unsere Gesellschaft?“ fragte phoenix am 13.12.2020 / die diskussion / (Natürlich ohne die Ausgegrenzten der AfD). „Eine demokratische Gesellschaft ist ohne freie Debatte nicht denkbar. Aber diese scheint zunehmend schwerer zu fallen. Haben wir es verlernt zu streiten? Wo bleibt die Suche nach dem Konsens?“ Der Sender hat Humor, könnte man euphemistisch kommentieren. (Die Facebook-Kommentare waren etwas schroffer).
Wir haben nicht verlernt zu streiten, sondern der ÖRR „vergisst“ meistens, andere Meinungen zu Wort kommen zu lassen – und trägt damit wesentlich zu der gesellschaftlichen Spaltung bei – eine verharmlosende Lagebeschreibung. Michael Beleites beschreibt das treffender: „Gerade dann, wenn die Akteure der Globalisierung daran gehen, die Nationen als verantwortungsfähige Subjekte zu beseitigen, gilt es, die Verletzungen und Selbstverletzungen unseres »Sozialkörpers« zu diagnostizieren und Heilung anzubahnen. Ebenso wie es verwundete Sozialkörper gibt, gibt es auch soziale Heilung.“1
Diese Verwundungen und Verletzungen werden aber von den Gutmenschen geleugnet und mit dem Narrativ „die AfD in der Opferrolle“ (z.B. hier) belegt. Wenn der barmherzige Samariter so gedacht hätte (Selber schuld, was begibt er sich in diese Räuber-Gefahr), unsere Gesellschaft wäre ärmer. Daher die restaurative Forderung der AfD immer wieder: Zurück zu den Wurzeln! Gebt das christliche Fundament nicht auf!
III
Und dann kommt Weihnachten mit der Botschaft „Frieden auf Erden“ (Lukas 2,14 ). Und ist damit -unbestritten- nicht nur das wichtigste Familienfest, sondern auch ein politisches, weil es Frieden fordert. Konkret heisst das in der gesellschaftlichen Situation des Jahres 2020: Spaltung, Gräben überwinden, den Sozialkörper heilen. Werden die Pastor*Innen der religiösen NGOs in ihren Weihnachtspredigten dazu aufrufen oder sich als Transmissionsriemen einer Erziehungsdemokratur verstehen?
Der erste Schritt wäre ein Kanzelwort mit der Aufforderung an die Altparteien, mit der AfD in den Dialog einzutreten und dazu die geeignete Plattform, den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk, zu nutzen. Das setzt allerdings voraus, das Programm, die Reden und Veröffentlichungen der AfD nicht per se als Camouflage abzuschmettern, als würde die Partei versuchen, durch die Hintertür ein NS-Regime einzuführen. (Die offenkundige, historische Unsinnigkeit eines solchen Gedankens hat u.a. Frank Böckelmann bewiesen2). Die Voraussetzung dafür ist selbstverständlich, dass AfD-Mitgliedern das Menschsein nicht abgesprochen wird.
Was also dürfen, nein, müssen wir von den Weihnachtspredigern der beiden grossen Kirchen erwarten? Verzieht euch nicht in Gefühlsduseleien um die arme heilige Familie, kommt auf den Boden der Realität zurück und erfüllt euren Auftrag, den Frieden in unserer kranken Gesellschaft zu befördern! Dieser Einsatz aus tiefstem christlichen Verständnis schafft auch bei Andersgläubigen und Agnostikern neue Reputation und macht selig (Math. 5,9).
In diesem Sinne wünschen wir uns und hoffen auf
Fröhliche Weihnachten
1 MICHAEL BELEITES: WIR SIND EIN VOLK! Möglichkeiten einer sozialen Heilung nach dem Ende der Ära Merkel, TUMULT 2020 Herbst, S.39
2 FRANK BÖCKELMANN: NAZIS RAUS TUMULT WINTER 2018/4, S.4