Plakate gegen Grüne: «Wir wenden uns gegen Positionen, nicht Personen»
Die Kampagne «Grüner Mist» sorgt für Aufsehen in Deutschland.
David Bendels ist verantwortlich für die Grünen-kritischen Plakate, die derzeit in vielen deutschen Grossstädten zu sehen sind. Er weist Vermutungen zurück, hinter der Aktion stehe die AfD.
Das wäre mir auch neu.
Aber ich finde die Plakate passend.
Michael Poschart, AfD, Pinneberg
Herr Bendels, Ihre Plakate sind in aller Munde. Eines spricht von «Enteignungsterror», «Ökodiktatur», «Klimasozialismus». Überziehen Sie damit nicht gewaltig?
Wir haben in der Tat grosse Befürchtungen für den Fall, dass die Grünen an die Macht kommen. Aber natürlich ist es eine pointierte Kampagne. Will man den Bürger erreichen, muss man zuspitzen. Der erfolgreiche Start der Kampagne gibt uns da recht.
In zahlreichen deutschen Grossstädten hängen wie hier in Wolfsburg seit dieser Woche Plakate der Kampagne «Grüner Mist».
Michael Taeger / Imago
Zuspitzung ist das eine, Schmähung das andere.
Niemand muss die Kampagne mögen. Wir haben es aber so geschafft, unsere Inhalte ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.
Sie bringen damit aber schon viel Schärfe in den Wahlkampf. Manche sprechen gar von Schlammschlacht.
Da möchte ich sehr energisch widersprechen. Zu Ihrer Erinnerung: Die SPD hat kürzlich ein Video herausgebracht, wo ein enger Mitarbeiter Laschets persönlich diffamiert wird. Unsere Kampagne greift inhaltliche Punkte auf, wir greifen niemanden persönlich an. Deshalb wundert es mich, dass ausgerechnet unsere Kampagne so stark diffamiert wird. Wenn man in einem Wahlkampf keine inhaltliche Kritik, zugegebenermassen zugespitzt, formulieren darf, dann weiss ich nicht, was das für ein Wahlkampf sein soll.
Nun hat die SPD das von Ihnen angesprochene Video zurückgezogen, nachdem es auch aus anderen Parteien und Medien Kritik gab.
Wie gesagt, wie wenden uns gegen Positionen, nicht Personen. Dass muss möglich sein. Wir wollen Bürger über den totalitären und sozialistischen Kern der Grünen aufklären und dazu beitragen, dass eine Regierungsbeteiligung der Grünen möglichst verhindert wird. Dazu haben wir in 50 deutschen Grossstädten Tausende Plakate geschaltet. Begleitet wird das Ganze von einer Multimedia-Aktion, wo wir vor den Folgen einer möglichen grünen Regierungsbeteiligung warnen.
Diesmal waren die Grünen dran. Wird es ähnliche Kampagnen auch gegen andere Parteien geben?
Nein, es ist eine reine Anti-Grünen-Kampagne.
Ist die mit der Plakataktion zu Ende? Oder kommt da noch was?
Wir begleiten das Ganze ja parallel multimedial. Bis zur Bundestagswahl haben wir auch noch einiges vor.
Was?
Lassen Sie sich überraschen.
Die Kampagne hat starke Solidarisierungseffekte mit den Grünen ausgelöst. SPD-Chefin Saskia Esken etwa meinte in Richtung der Grünen, man sei getrennt in der Sache, aber vereint gegen rechts. Ging der Schuss damit nach hinten los?
Nein, warum? Das ist eigentlich sehr schön, dass SPD und der CDU-Generalsekretär – er hat sich ja auch ablehnend geäussert – sich zu einer Allparteienfront zusammenschliessen. Da scheint zusammenzuwachsen, was zusammengehört.
Da bleiben dann nicht mehr viele Parteien als Nutzniesser ausser der AfD übrig. Die formuliert ja ihre Kritik an der Politik der Grünen oft ähnlich oder wortgleich. Der Begriff der «Ökodiktatur» wäre ein Beispiel.
Ich weiss nicht, ob das nur auf AfD-Linie liegt. Eigentlich müssten sich ja auch Parteien wie die FDP oder auch die Union bei uns bedanken, wäre sie nicht so sozialdemokratisiert.
Sie selber waren bis 2016 CSU-Mitglied. Sie haben sich seither immer wieder positiv über die AfD geäussert. Sind Sie mittlerweile Mitglied?
Ich bin parteilos. Das habe ich nun schon hundertfach erklärt.
Als AfD-nah darf man Sie aber bezeichnen, oder? Das Onlinemagazin «Deutschlandkurier», dessen Chefredaktor Sie sind, wirbt sehr offensiv für die AfD.
Das spielt im aktuellen Zusammenhang keine Rolle. Die AfD hat mit dieser Kampagne nichts zu tun – weder direkt noch indirekt. Mir ist wichtig, dass die Kampagne unabhängig und überparteilich ist. Wir wollen den Bürgern helfen, am 26. September eine verantwortliche Wahlentscheidung zu treffen.
Wer ist «wir»? Welches Netzwerk trägt die Agentur Conservare, die für die Aktion verantwortlich ist und deren Geschäftsführer Sie sind?
Dazu möchte ich mich im Detail nicht äussern. Initiator und verantwortlich für die Durchführung der Aktion ist die Conservare. Das muss reichen.
Welche Zielsetzungen verfolgt die Conservare?
Wir sind eine Agentur für politische Kommunikation. Derzeit geben wir auch den «Deutschlandkurier» heraus.
In der Vergangenheit gab es Ihrerseits Verbindungen in die Schweiz zur Kommunikationsagentur Goal. Die Agentur soll den «Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten» beraten haben, dessen Vorsitzender Sie sind. Presseberichten gemäss dient der Verein vor allem der Unterstützung der AfD. Wurden Sie aktuell auch von Goal beraten oder unterstützt?
Die Goal AG hat mit dieser Kampagne absolut nichts zu tun. Sie wurde ausschliesslich von der Conservare geplant und durchgeführt.
Oliver Maksan, Berlin 14.08.2021, 05.30 Uhr
Neue Zürcher Zeitung