An der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel fand im Mai 2025 eine sogenannte „Islamwoche“ statt, organisiert von der „Islamischen Hochschulgruppe“. Neben geschlechtergetrennter Sitzordnung im Hörsaal sorgten insbesondere die eingeladenen Redner für Aufsehen: Darunter ein bekannter salafistischer Prediger sowie ein Gast aus Bangladesch mit ideologisch umstrittenem Hintergrund. Zudem wurden antisemitische Sticker gemeldet und Aussagen relativiert, die Gewalt gegen Frauen betreffen. Die Universitätsleitung reagierte bislang ausweichend.
Was sich an der CAU abspielte, ist mehr als ein lokales Missverständnis interkultureller Verständigung – es ist ein Symptom für die systematische Verwechslung von Offenheit mit Beliebigkeit. Die Islamwoche, wie sie hier inszeniert wurde, gab nicht etwa Einblick in eine pluralistische Religionspraxis, sondern reproduzierte zentrale Elemente eines politischen Islamverständnisses, das in fundamentaler Spannung zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung steht. Dass Frauen und Männer getrennt sitzen – gleich ob „freiwillig“ oder unter Gruppendruck – ist kein kulturelles Kuriosum, sondern ein Symbol religiöser Hierarchie, die mit Gleichberechtigung unvereinbar ist.
Besorgniserregend ist, wie bereitwillig akademische Institutionen zum Resonanzraum für Akteure werden, die in ihren Herkunftsländern zumeist als Gegner freiheitlicher Gesellschaften auftreten. Der Rekurs auf „Toleranz“ und „Meinungsfreiheit“ entbindet eine Universität nicht von der Pflicht zur Abgrenzung gegenüber islamistisch-extremistischen Weltbildern. Wer einen Salafisten unwidersprochen und ohne Diskurs auf das Podium hebt, bietet nicht „Dialog“, sondern Plattform. Der politische Islam ist kein marginales Randphänomen, sondern eine ideologische Bewegung mit globalem Machtanspruch – auch und gerade im Gewand studentischer Gruppen.
Die Reaktion der Universitätsleitung, die sich bislang auf institutionelles Wegsehen beschränkt, dokumentiert nicht Neutralität, sondern eine gefährliche Indifferenz gegenüber demokratischen Werten. Es reicht nicht, auf den „Diskurs“ zu hoffen – man muss bereit sein, ihn auch zu führen. Wenn ausgerechnet jene Ideen, vor denen viele Muslimas in westliche Länder geflohen sind, nun unter dem Schutz deutscher Hochschulen wieder salonfähig werden, dann ist das kein Fortschritt, sondern eine Tragödie der liberalen Selbstvergessenheit.