Heute ist für etliche Moislinger ein trauriger Tag. Nach weit über 50 Jahren schließt die Kneipe „Zur Sonne“ im Moislinger Mühlenweg. Sie ist Opfer der Umgestaltung in Moisling.
Jetzt kann man sagen, ist doch schön, wenn alles neu gemacht wird, aber hier verschwindet ein Stück Zeitgeschichte, ein Ort des Zusammenhalts und ist dieser einmal weg, dann kommt er schwer wieder.
In der Sonne haben sich die Menschen nicht einfach nur auf ein Bier oder eine Cola getroffen. Hier haben HSV‘er zusammen mit Bayern Spiele geschaut, sich gegenseitig gefrotzelt und ihren Spaß gehabt, um dann spätestens beim nächsten Länderspiel wieder Arm in Arm zu feiern, zu fluchen und gemeinschaftlich alle miteinander Bundestrainer zu sein.
In der Sonne konnte man sich über die alltäglichen Dinge unterhalten, jeder, der sich zu benehmen wusste, war willkommen. Respektlos durfte man hier nicht sein. Auch das Personal hat einen immer freundlich empfangen.
Als Kind hat man sich hier schon ein Eis geholt und vielleicht das ein oder andere Mal zu hören bekommen, dass man sich benehmen soll.
Man konnte im Sparclub sein Geld sparen, Musik an der Jukebox aussuchen und auch mal zu späterer Stunde gemeinsam dazu singen, nicht unbedingt in Opernqualität, aber mit Herz. Und wer mochte hat immer mal wieder mehr oder weniger sein Glück am Spielautomaten versucht.
Hier war es immer egal wer Du bist oder was Du hast.
Was bleibt? Viele Erinnerungen an einen Ort, an dem man willkommen war und an dem man wusste, hier kann ich sein, hier treffe ich auf ganz normale Menschen wie Du und ich.
Was kommt? Die Neue Mitte Moisling. Wohnungen, ein Familienzentrum mit Kita, eine Senioreneinrichtung, ein Stadtteilhaus und zwischen Einkaufsmöglichkeiten bestimmt auch ein neuer Dönerladen und ein Handygeschäft. Alles sehr ambitioniert und es kann auch sehr gut werden. Aber wo Neues entsteht muss Altes weichen.
Ein Stück Seele von Moisling geht heute. Was erst einmal weg ist kann nur schwer wieder entstehen.