Der 8. Mai 1945 markiert das Ende eines furchtbaren Krieges, der Millionen Opfer gefordert hat – unter Soldaten wie Zivilisten, in Ost und West. Es ist ein Tag, der historisch bedeutend ist, aber keiner, den man leichtfertig als „Tag der Befreiung“ gefeiert werden darf. Denn für viele Deutsche bedeutete dieser Tag nicht Freiheit, sondern den Beginn neuer Not, neuer Gewalt, neuer Heimatlosigkeit.
Vertreibung, Verschleppung, Vergewaltigung, der Verlust eigener Identität – all das traf Millionen Deutsche in den Wochen und Monaten nach Kriegsende. Das Leid der Zivilbevölkerung, insbesondere im Osten des damaligen Deutschen Reiches, wurde allzu lange verschwiegen oder relativiert. Wer heute pauschal vom 8. Mai als „Tag der Befreiung“ spricht, übergeht diese Realität – und betreibt eine Form moralischer Vereinfachung, die der historischen Wahrheit nicht gerecht wird.
Ein aufrechtes, würdiges Gedenken erkennt die historischen Verfehlungen des eigenen Landes an, ohne sich darin aufzulösen. Es wahrt die Würde der eigenen Toten, benennt das Unrecht, das den eigenen Landsleuten widerfuhr, und sucht Versöhnung ohne Selbstverleugnung. Gerade Konservative, die sich einem Bewusstsein für Geschichte, Kontinuität und kulturelle Identität verpflichtet fühlen, sollten an diesem Tag nicht schweigen – sondern differenziert erinnern.
Der 8. Mai ist kein Tag für moralische Überhöhung, sondern ein Tag für stille Einkehr. Was wir brauchen, ist ein Gedenken mit Maß: ehrlich, selbstkritisch, aber nicht geschichtsvergessen. Wir feiern nicht – wir erinnern.