Nach SPD-Kritik: Werke des Malers Kai Piepgras müssen verhüllt werden
„Heikendorfer Maler muss Bilder verhüllen“, betitelten die „Kieler Nachrichten“ (KN) einen Artikel vom heutigen 9. März. Klingt dies auf den ersten Blick wie eine Provinzposse, zeigt sich bei genauerem Hinsehen ein unglaublicher Vorgang, mit dem die Kunstfreiheit des aus Heikendorf stammenden Künstlers Kai Piepgras unter Hinweis auf vermeintlich sexistische Motive beschnitten wird.
Was war passiert? Der Künstler Kai Piepgras, der weltweit seine Werke, die Frauen in Rückansicht und mit Gewändern und nur leicht enthüllt darstellen, ausstellt und verkauft, hatte im Heikendorfer Rathaus eine Vernissage („Inkognito“) mit über 200 Besuchern durchgeführt, zahlreiche Bilder verkauft und zu dieser nach eigenen Aussagen „bombastischen Ausstellungseröffnung“ zunächst nur positive Rückmeldungen erhalten. Doch dann kam der Schlag ins Kontor: „Was dann nach der nächsten Gemeindevertretersitzung passierte, habe ich in 25 Jahren und mit rund 500 gemalten Bildern noch nicht erlebt“, so der 54Jährige Künstler gegenüber den „Kieler Nachrichten“. Gemeindevertreterin Karla Schmerfeld (SPD) hatte sich - wohlbemerkt als einzige Parlamentarierin – über die Werke beschwert: „Als Frau stoßen diese Bilder mich ab“, wird sie von den „KN“ zitiert. Es sei ihr nicht zuzumuten, während der Gemeindeparlamentssitzungen stundenlang diese abstoßenden Bilder anzuschauen.
Daraufhin informierte Bürgermeister Alexander Orth den Künstler über die Vorwürfe, von einer gefühlten Belästigung durch die Bilder und Vergleiche zur #MeToo-Debatte sei die Rede gewesen, der Alltagssexismus spiegele sich auch in Piepgras‘ Werken wider.
Die Lösung, die die Heikendorfer Gemeindevertreter gefunden haben, nennt der Maler zu Recht „absurd“. Denn nun werden die Gemälde vor jeder Parlamentssitzung mit Bettlaken und Küchentüchern abgehängt, obwohl – wie Piepgras ausführt – „auf den Bildern (…) weder primäre noch sekundäre Geschlechtsmerkmale zu sehen“ sind. Gegenüber den „Kieler Nachrichten“ kritisierte der Künstler dieses „Provinztheater“ scharf und äußerte: „Das ist dicht an der Kunstzensur.“
Der AfD-Kreisverband Plön unterstützt Piepgras‘ Kritik an diesem Eingriff in die Kunstfreiheit. Kreisvorsitzender Dennis Wamhoff erklärt dazu: „Wenn unter Verweis auf persönliches Nichtgefallen die Verhüllung oder Entfernung von Kunstwerken gefordert wird, ist diese eine beängstigende Entwicklung. Insbesondere, wenn – wie in diesem Fall – von sexistischen Darstellungen noch nicht einmal im Ansatz gesprochen werden kann. Umso bedauerlicher ist das Einknicken des Bürgermeisters, der auf Zuruf einer berufsempörten Lokalpolitikerin ohne zu zögern, die Verhüllung veranlaßt hat. Wir meinen: Kunst- und Meinungsfreiheit darf nicht eingeschränkt werden!“